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NZ map klMap australienweit Erfahrungsberichte: Autofahren in Australien & Neuseeland


Mit dem eigenen Auto das Land zu bereisen ist der Traum vieler Traveller mit Freiheitsbedürfnis. Aber ein Auslandsaufenthalt würde sich ja kaum lohnen, wenn alles glatt laufen würde. Wer also ein bisschen zusätzliche Aufregung in das große Abenteuer bringen will, kann schon beim Autokauf einiges tun, um zu garantieren, dass es nie langweilig wird mit dem neuen Gefährt.

 

Schritt 1 – Vorbereitung

Um den Autokauf authentisch nachzuvollziehen, benötigen wir zunächst ein Anschauungsobjekt. Stellen wir uns also Folgendes vor: Ein Mädchen, gerade 18 Jahre alt, alleinreisend in Neuseeland. Die ersten Wochen des Aufenthaltes hat sie im Norden des Landes verbracht, jetzt will sie nach Auckland reisen, um sich ein Auto zu kaufen. 
Sie reist mit leichtem Gepäck. Nur von einem hat sie eine Menge dabei: Naivität.

 

RG Auto

 

Schon bevor sie nach Auckland kommt, hat sie einen privaten Verkäufer gefunden, der ein optimales Auto hat: Einen Honda Odyssee, Baujahr 1998.
Sie macht also mit dem Verkäufer aus, dass er sie in Auckland vom Busbahnhof abholt.

Hier sehen wir schon das erste Meisterwerk: Sich als junges, alleinreisendes Mädchen von einem Mann mittleren Alters abzuholen und wer-weiß-wohin bringen zu lassen. Was soll schon schief gehen?
 

Schritt 2 – Besichtigung

Unser Anschauungsobjekt hat es inzwischen zu dem Auto ihrer Begierde geschafft. (Dass das Zweitauto des Händlers, der sie abgeholt hat, zuerst nicht angesprungen ist, stellt hierbei in keinster Weise ein Warnsignal dar. Er kümmert sich sicher toll um seine Autos.)

Selbstverständlich hat unser Subjekt nicht die leiseste Ahnung von Autos. Sie stolziert einmal um das Gefährt herum, dann wird eingestiegen für die Probefahrt.

 

ST Tacho 800

 

Daraus ziehen wir unsere zweite Lektion:

Man sollte das Auto keinesfalls genauer untersuchen. Ölstand, Kühlwasser, Reifenprofil – wen interessiert das schon? Es ist doch viel aufregender, nicht zu wissen, welche Überraschungen einen erwarten könnten.
An dieser Stelle sei auch davon abgeraten, einen Mechaniker zu Rate zu ziehen. Das Auto hat immerhin den „Warrant of Fitness“, ergo ist es in technisch einwandfreiem Zustand. Dass der Verkäufer gut mit einem Mechaniker befreundet ist, der theoretisch jeder Schrottkiste einen WoF verpassen kann, tut dem keinen Abbruch. Außerdem hat das Auto ja gerade mal schlappe 345000km auf dem Tacho und ist damit so gut wie neu.

Los geht es also auf die Probefahrt. Nachdem sie sich an das Fahren auf der linken Seite gewöhnt hat, fährt unsere Travellerin schön sachte und gemütlich. Es ist immerhin ziemlich unnötig für sie, das Auto in Extremsituationen zu testen und an seine Limits zu bringen, wenn sie später sowieso nur gemächlich durch das Land tuckern will.
 

Schritt 3 – Vertrag und Kauf

Ohne groß zu zögern, nachzudenken, oder noch andere Autos zu besichtigen, sagt unser Anschauungsobjekt auf Nachfrage des Verkäufers direkt zu, das Auto zu nehmen.

Auch hier gibt es wieder etwas mitzunehmen: Kauf das Auto! Direkt und ohne Umschweife! Denk nicht drüber nach, vergleiche nicht, verhandle nicht über den Preis. Nimm es einfach. Wer weiß, vielleicht hätte es sonst morgen ein anderer gekauft. Es ist zwar Nebensaison und kaum ein anderer ist auf Autosuche, aber man kann ja nie wissen!

Unser Darstellungsobjekt hat sich nun selbstverständlich nicht frühzeitig um ihre Finanzen gekümmert und ihr Kreditkartenlimit ist niedriger als der Preis des Autos.
Doch auch hier hat sie eine geniale Idee: Sie freundet sich ein bisschen mit dem Verkäufer an und übernachtet einfach so lange bei einem Kumpel von ihm, bis der Finanzmonat um ist und sie wieder an ihr Geld herankommt, um den Rest des Autos zu bezahlen.
So hat sie sich geschickt in völlige Abhängigkeit begeben: Die Hälfte des Autos ist bezahlt, auf die andere Hälfte hat der Verkäufer aber noch Anspruch. Sie wohnt bei seinem Bekannten irgendwo in einer Vorstadt von Auckland, ohne Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Eine optimale Situation!
 

Schritt 4 – Ein bisschen Ausbeutung

Das Auto war noch nicht teuer genug – denn wie eintönig ist so eine Reise, wenn man nie panisch nach einem Job suchen muss, weil das Geld bis auf den letzten Cent aufgebraucht ist?
Was unser Anschauungsobjekt nun also zusätzlich tut, ist, den Verkäufer zu bitten, sich auch um die Versicherung für das Auto zu kümmern.
Denn dass er vorgestern die Schlüssel für ihr Auto verbummelt hat, es ihr in die Schuhe geschoben hat und sie gezwungen hat, für den Schlüsseldienst zu bezahlen, spricht doch ganz klar für seine Vertrauenswürdigkeit! Erst nach dem ersten Unfall herauszufinden, dass das Auto de facto nicht versichert ist, ist schon noch früh genug.

 

AT AutoInnen 1200

 

Und weil unser Darstellungsobjekt ja – wir erinnern uns – eine Menge Naivität dabei hat, vertraut sie dem Verkäufer natürlich auch noch, als er ihr verspricht, dass er im über 400km entfernten Napier einen Job für sie hat. Immerhin sieht das Konto inzwischen schon ziemlich leer aus, warum die Chance also nicht ergreifen? Und hey, wie praktisch, dass die Arbeitsuniform und nötige Ausstattung ihr vor Ort gestellt wird – bezahlen dafür kann sie direkt beim Verkäufer. Vorkasse.

Auch hieraus lässt sich wieder eine tolle Lektion ziehen:

Blindes Vertrauen. Frag nicht, forsch nicht nach, informier dich nicht – vertraue einfach. So ein Autohändler wird mit Sicherheit nur in deinem Interesse handeln, vor allem auf finanzieller Ebene!
 

Schritt 5 – Die ersten Tage mit dem eigenen Auto

Kurz vor Abreise hat der Verkäufer ihr noch ein anderes Auto gegeben – gleiches Modell, angeblich neueres Baujahr und „es ist viel besser“ - er habe sein bestes Auto für sie ausgesucht; das andere, was sie ursprünglich kaufen sollte, war nicht so gut.
Frohen Mutes fährt unser Subjekt nun also los, Richtung Napier. Für die ersten Tage ist am wichtigsten, nicht gecheckt zu haben, ob der neue fahrbare Untersatz noch eine gültige Registrierung hat – so ist ein Strafzettel über bis zu 200NZ$ fast garantiert. Toll, nicht?

Früher oder später kümmert sie sich allerdings doch darum, das Auto auf sich selbst umzumelden und eine frische Registrierung für es zu besorgen. Und damit ist der Autokauf erfolgreich abgeschlossen und die Reisende pleite.
 

Bonus: Die Nachwirkungen und der richtige Umgang mit dem Auto

Schon nach wenigen Wochen kommt die erste freudige Überraschung: Ein Rad des Autos fällt ab. Komplett. Ein Grund zu feiern, nicht zuletzt wegen der Rechnung von über 300NZ$ für die Reparatur – plus 200NZ$ Wochenendzuschlag natürlich. Gar kein Problem für unser Anschauungsobjekt, denn sie hat ja inzwischen immer noch keinen Job gefunden – der Autoverkäufer hatte (völlig überraschend) gelogen!

Damit dürfte dann ja jetzt aber alles überstanden sein, oder? Nein, ganz im Gegenteil; es steht nach einigen Monaten ja noch der neue Warrant of Fitness aus. Dabei erfährt unsere liebe Reisende dann, dass bei dem Auto nicht zu knapp was im Argen liegt (und auch, dass mindestens die Hälfte davon schon seit mindestens einem Jahr, also schon bevor sie das Auto gekauft hat, sichtbar sein müsste).

Kein Ding, dann wird eben das in der Zwischenzeit hart verdiente Geld direkt wieder in das Auto investiert. Naja, jedenfalls das, das noch nicht dafür draufgegangen ist, das Gefährt in einen Campervan umzuwandeln und ihn mit Sprit zu versorgen.

 

AT AutoHinten 1200

 

Und hier kommen wir zum letzten Tipp: Nachdem der WoF fertig ist, gibt es keinen Grund mehr, die Funktionen des Autos zu kontrollieren, beispielsweise also das Reifenprofil.
Der Adrenalinkick, wenn man sich wegen fehlender Bodenhaftung auf regennasser Straße in einer Kurve um 180° dreht und in die Leitplanke reinrasselt, ist besser als jeder noch so sehr angepriesene Bungee-Sprung.
Auch hilft so ein Unfall dabei, Kontakt zu den Einheimischen aufzunehmen. Zum Beispiel wird man mit dem lädierten Auto sicherlich früher oder später von einem Polizisten angehalten, der sich gern auf ein Pläuschchen einlässt.
 

© Fotos: Andrew Trotter, Reemda Goesmann, Stefanie Stadon

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